Im Fifa 22 Karrieremodus stand Tom Binkowski Schatten des Meistertrainers Rafael Binkowski (46), der mit dem VfB Stuttgart alles erreicht hat und auch international schon erfolgreich war – ob in der US World League mit New York City FC oder Mumbai oder mit dem Dorfclub seiner Jugend in Oberjesingen. Tom Binkowski (19) ist in Stuttgart aufgewachsen, mit dem VfB uns einem berühmten Vater mit dem er immer verglichen hat.
Davon hat er gehörig die Schnauze voll. “Überall heißt es: Papa hat, der Papa kann, wie der Papa. Nervtötend!” Daher schlägt er alle Angebote aus, nach seiner Zeit in der Jugendakademie des VfB Stuttgart in die zweite Mannschaft zu wechseln oder dort weiter zu bleiben. “Ich muss hier weg, sonst ersticke ich”, sagt er sich – und kehren schweren Herzens dem Cannstatter Wasen und dem Stuttgarter Talkessel den Rücken.
Von Stuttgart in den Ruhrpott
Um möglichst weit weg zu gehen, wechselt er in den Ruhrpott – Dortmund, das Mekka für junge Talente. Die zweite Mannschaft, also die U 23, unter Coach Enrico Maaßen im Stadion Rote Erde, das Sprungbrett zu den Profis – frisch aufgestiegen in die Dritte Liga, da scheint das richtige Forum zu sein.
Es ist ein kleiner Kulturschock – vom beschaulichen schwäbischen Stuttgart in die Arbeitermetropole Dortmund, mit ihren alten Zechen- und Stahlwerkkultur. Am ersten Tag geht Tom Binkowski ins Deutsche Fußballmuseum am Bahnhof und schwelgt in Erinnerungen von 50 Jahren Bundesliga- und Nationalmannschftsgeschichte.
Dann geht es ins Stadion Rote Erde auf dem gigantischen Borussia-Dortmund-Komplex. Im Radio läuft der BVB-Radiosender, der den ganzen Tag Borussia-Nachrichten verbreitet. “Wahnsinn, hier denkt wirklich jeder Fußball”, sagt er sich. Wird er es schaffen, in diesem Umfeld zu bestehen? Für ihn ist klar: Die Bundesliga und die Nationalmannschaft sind das Ziel.
Der Coach Enrico Maaßen begrüßt ihn freundlich. “Willkommen im Pott, hier wird ehrlich gearbeitet, Schnickschnack gibt es nicht bei mir”, sagt er – und grinst. Ruhrpottscharme eben. Der 19-jährige Trainersohn ist froh, dass er mal nicht auf Rafael Binkowski angesprochen wird – und stürzt sich ins Training. “Ich habe ein klares Ziel: Ich will schnell und torgefährlich werden, da bitte meinen Schwerpunkt legen”, sagt Tom Binkowski. Maaßen schmunzeln: “Genau das ist BVB. Guter Punkt. Du musst hart trainieren, um es in die Startelf zu schaffen – und wenn es nicht reicht, schau auf die Ziele, die ich dir vor dem Spiel gebe.”
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Vorbereitungsturnier: Was für ein Debüt! Tom Binkowski trifft gleich im ersten Spiel
Es geht zum Vorbereitungsturnier gegen Odense BK. Es steht schon 2:0 in der 65. Minute, als der Trainer auf Tom Binkowski zeigt: “Deine Chance, du darfst rein!” Das Adrenalin strömt durch den Körper des jungen Mannes, sein Herz schlägt bis zum Hals – vor Freude, aber auch die Angst vor dem Versagen schwingt natürlich mit. “Alles klar Trainer, ich bin bereit!”, sagt er und gibt die Ghetto-Faust. Dann läuft er auf – schnell und wendig, die Leute staunen.
Und nach wenigen Minuten kommt eine schöne Flanke von links – und Tom Binkowski netzt ein! Wahnsinn – das Publikum explodiert, der 19-Jährige fühlt sich wie auf Wolke sieben springt jubelnd hoch in die Luft. So muss es weitergehen!
Hartes Training – Tom Binkowski wird schneller und arbeitet an seiner Schusstechnik
Sprints, Zirkeltraining, Waldlauf – der 19-jährige Jungspieler schindet sich und lässt keine Einheit aus, um seine Schnelligkeit zu verbessert. “Wahnsinn, welche Fortschritte er macht”, staunt das Trainerteam – innerhalb kurzer Zeit wird er zum mit Abstand schnellsten Spieler im jungen BVB-II-Team. Außerdem trainiert er auch nach offiziellem Trainingsende noch an seiner Schusstechnik, oft bis spät in den Abend. “Junge, mach mal Pause”, sagt der sichtlich beeindruckte Trainer Enrico Maaßen – der den berühmten Vater bewusst noch nie erwähnt hat, “der Körper muss sich auch regenerieren.
Die Präsenz und Entschlossenheit des jungen Schwaben färbt auf das Team ab – auch sie gewinnen vor allem defensiv mehr Stabilität.
Wahnsinn – Tom Binkowski wird zum Führungsspieler, die andern fordern seine Einwechslung
`Im zweiten Testspiel im Turnier trifft Tom Binkowski drei Mal – das Team jubelt ihm zu und fordert seine frühere Einwechslung. “Trainer, stellt den Tom auf, mit dem gewinnen wir”, sagt der Torwart Unbehaun. Und So kommt es dann auch – Tom Binkowski wieder immer wieder eingewechselt, in der Kabine klatscht Enrico Maaßen (Bild) ihn ab – ein solches Debüt hätte sich der junge Mann aus Stuttgart nicht mal träumen lassen. Sein Berater schreibt ihm eine Mail: “Sie sind jetzt noch ganz mit dem BVB beschäftigt – aber ich fühle schon mal bei der Nationalmannschaft vor.”
Wird dem jungen Mann dieser Trubel zu Kopf steigen?
Tom Binkowski gewinnt mit der “kleinen Borussia” das Vorbereitungsturnier
Besser hätte der Start nicht laufen können – im Finale gegen Strömgodset IF aus Norwegen wird Tom Binkowski in der 62. Minute eingewechselt – und schießt dennoch zwei Tore, damit führt er den BVB II entscheidend zum Sieg mit 3:0 – und darf neben dem Kapitän stehen, der den Siegerpokal in die Höhe ragt. Als Einwechselspieler wird er zum “Spieler des Turniers” gewählt – und ganz Fußballdeutschland schaut plötzlich auf diesen jungen Mann.
Das erste Ligaspiel – Binkowski darf von Beginn an ran, aber nur auf dem linken Flügel
Nun geht die dritte Liga los – die erste Partie gegen den FSV Zwickau steht an. Enrico Maaßen sagt: “Deine starken Leistungen in der Vorbereitung haben mich beeindruckt. Daher bringe ich dich in der nächsten Partie von Beginn an. Ich hoffe, du kannst mit dem Druck umgehen, wir können zusammen großes erreichen.”
Wow, Tom Binkowski ist stolz – runzelt dann aber die Stirn, er steht auf dem linken Flügel. “Ich will nicht undankbar sein, aber das ist nicht meine beste Position, Trainer”, sagt er. Maaßen schüttelt den Kopf: “Im Sturm ist erstmal Richmond Tachie gesetzt, der hat auch schon U 19 Nationalelf gespielt. Du bist schnell, das ist gut für den Flügel. Mach was draus!”
Mit gemischten Gefühlen läuft er dann auf in Sachsen – es ist eine wenig spannende Partie, früh geht man mit 0:1 in Rückstand. Binkowski läuft wie ein Weltmeister, doch es zeigt sich schnell, dass nicht alle im Team sein Tempo mithalten können und viele Zweikämpfe verlieren. Der späte Ausgleich zum 1:1 gelingt ihm dennoch – das Tor vertreibt alle Zweifel, und Binkowski nimmt als Starjubel die “Brille”, die von Anthony Modeste bekannt ist.
Schon wieder wird er Spieler des Spiels – doch angesichts des mageren Ergebnisses versteckt er die Trophäe in der Kabine verschämt.
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Das erste Heimspiel – das erste Spiel ohne Treffer – dennoch viel Jubel
Und dann kommt ein weiterer Gänsehaut-Moment – Tom Binkowski läuft zum ersten Liga-Heimspiel auf, in der Roten Erde wird er von den Fans frenetisch gefeiert. Trotz des mageren Saisonauftakts wird Tom Binkowski von der Sportpresse gelobt, das BVB-Radio interviewt ihn. Der SV Waldhof Mannheim ist zu Gast – ein schwerer Gegner, der sofort auf BVB-Tor stürmt und schwer zu bremsen ist. Tom Binkowski hilft in der Abwehr aus, dennoch fällt früh das 0:1 erneut.
Der junge Schwabe läuft mutig auf das Tor zu – zwei Mal hält er volle Lotte drauf. Zwar pariert der Keeper, doch zwei Mal kann Marco Pasalic abstauben. Insofern hat er indirekt beide Tore zum Heimsieg vorbereitet – und wird von den Teamkollegen auch deshalb gefeiert – weil er mannschaftsdienlich arbeitet.
Im Training hat er den Torschuss schon so weit perfektioniert, dass er teamintern den Spitznamen “Finisher” bekommt.
Der erste Rückschlag: Kein Tor und Aus im DFB-Pokal gegen Darmstadt 98
Aber immer nur bergauf, das kann es nicht geben im Fußballleben. Mit Darmstadt 98 ist ein starker Zweitligist am Start, der auf dem Sprung in die Bundesliga sein könnte. Tom Binkowski wirft sich auf der linken Flanke mit aller Macht gegen den Ansturm der NRW-Konkurrenz in die Bresche, doch es hilft nichts – irgendwann treffen die Lilien. Zwei Mal schießt Tom Binkowski aufs Tor, doch ohne Erfolg. Am Ende scheidet man mit 0:1 aus, in der Kabine ist die Stimmung niedergeschlagen.
Die nächste Klatsche: 0:3 gegen Saarbrücken, Tom Binkowski hadert mit seiner Position
Und der nächste Nackenschlag folgt sogleich: Gegen den 1. FC Saarbrücken hat man nicht den Hauch einer Chance, Tom Binkowski kommt nicht mal zum Abschluss. Erst steht er frustriert am linken Flügel, läuft dann übermotiviert bis nach hinten – und ärgert sich über die fehlende Zweikampfhärte seiner Teamkollegen. “Ich verhungere hier links außen, dabei müsste ich im Zentrum stehen”, mault er – und der Trainer Enrico Maaßen brummt ihm eine Disziplinarstrafe auf. “Wer wo aufgestellt wird, entscheide ich, auch wenn du der Sohn von Rafael Binkowski bist”, sagt er.
Aua, das tut weh. Tom Binkowski fühlt sich wieder ganz klein. Nach dem Spiel geht er zum Trainer – und fasst sich ein Herz: “Trainer, Sie können mich kritisieren, ob zu Recht oder Unrecht, das ist Ihr Job. Aber bitte lassen Sie meinen Vater aus dem Spiel – ich bin Tom Binkowski, und nur für mich verantwortlich.”
Enrico Maaßen nickt: “Sie haben Recht, entschuldigen Sie, das war unfair. Der Papa bleibt außen vor.”
Tom Binkowski gibt ihm die Hand: “Danke, das bedeutet mir sehr viel. Öffentliche Kritik gibt es ab jetzt nicht mehr, nur unter vier Augen.”
Wahnsinn! Tom Binkowski wird für die Nationalmannschaft nominiert!
Gegen den VfL Osnabrück gewinnt man 3:0, ohne das Tom Binkowski getroffen hat. Das nimmt er etwas geknickt auf – doch dann kommt ein Anruf von Hansi Flick- dem Bundestrainer!!! “Herr Binkowski, ich nominiere Sie für das Testspiel gegen Belgien für den A-Kader – herzlichen Glückwunsch!” Tom Binkowski kann es kaum fassen – und als dann wenig später in Belgien die Nationalhymne erklingt, hat er Gänsehaut am ganzen Körper.
Der 19-Jährige wird erst spät eingewechselt – gegen Leroy Sané! Wahnsinn. Tom Binkowski kann die 1:2-Niederlage nicht verhindern, weil Kevin de Bruyne das belgische Team perfekt lenkt – doch es überwiegt der Stolz, seinen Traum schon so früh erfüllt gesehen zu haben.
Ein irres Spiel gegen den MSV Duisburg – selbst drei Tore von Binkowski reichen nicht zum Sieg
Und schon geht die Achterbahnfahrt der Gefühle weiter. Gegen den MSV Duisburg schießt Tom Binkowski sagenhafte 3 Tore – und muss doch mit ansehen, wie die Partie in letzter Minute durch ein spätes Tor der Zebras mit 4:4 nur Remis endet. Er sagt es nicht laut – aber trotz der großartigen Aufnahme wir deutlich, dass das BVB-II-Team nicht mit seiner Qualität mithalten kann. Doch er will nicht gleich wechseln oder sich verleihen lassen – sondern mit dem Team kämpfen.
Spieler des Monats! Der Höhenflug geht weiter – und Dortmund gewinnt wieder
Nach dem Länderspiel muss Binkowski gegen TSV Havelese pausieren, gegen den Letzten der Tabelle gewinnt Dortmund II nur knapp mit 1:0, es fehlt Binkowskis Torgefahr. Ohnehin geht ohne Sturmstar wenig – gegen den 1. FC Magdeburg kommt Binkowski nur wenige Male vors Tor, es reicht aber für den 1:0-Sieg durch ihn. Auch beim 2:0 gegen Wehen Wiesbaden trifft er.
Und dann – wird Tom Binkowski zum Spieler des Monats gewählt – er hat im Schnitt in fast jedem Spiel getroffen und ist DIE Entdeckung der Saison.
“Von Stuttgart weg zu gehen, war die beste Entscheidung meines Lebens”, sagt er in einem Interview, “sorry Papa, ich muss jetzt meine eigenen Wege gehen.” Rafael Binkowski schreibt ihm eine WhatsApp: “Musste ich auch lernen – du machst genau das Richtige. Bin sehr stolz auf dich, Tom.”