Was muss ich beachten, wenn ich die MLS in den USA spiele? Wie ist der Modus, welche Vereine sind spannend?
Fußball und USA scheinen nicht zusammen zu gehören. Doch „Soccer“ ist stark im Kommen, und die 1996 gegründete Major League Soccer mit 34 Mannschaften hat inzwischen ein ansehnliches Niveau erreicht, die meisten Vereine haben eigene, originäre Fußballstadien errichtet und können den einen oder anderen Altstar aus Europa in ihren Reihen nennen.
Es gibt einen regen Transfermarkt, auf dem inzwischen schon ordentliche Ablösesummen bezahlt werden. Erz-Rivalitäten wie zwischen den New York Red Bulls und DC United, Starmannschaften wie Inter Miami, das von David Beckham gekauft wurde, oder die auf große Namen bedachte LA Galaxy erzählen tolle Geschichten, die kanadischen Teams wie Toronto FC oder Vancouver Whitecaps haben ihr eigenen Begebenheiten. Der Wettkampf-Modus mit Play Offs verspricht Spannung bis zum letzten Spieltag.
Stimmung und Atmosphäre sind Top
Wie wird das alles auf Fifa umgesetzt? Ziemlich gut! Die Atmosphäre in den Stadien ist großartig, was allein schon durch die martialische Einlaufmusik zu allen MLS-Spielen mit harten Gitarrenriffs im Rockmusikstil geboten wird. Es gibt immerhin 5 Originalstadien (Seattle Sounders, LA Galaxy, Red Bulls New York, Atlanta United, Portland Timbers), die sehr stimmungsvoll animiert sind und zum Charakter des Vereins passen. Die deutschen Kommentare gehen gut auf die Geschichte der Mannschaften ein und verfügen über erstaunlich viel Detailtiefe.
Die MLS bietet Spannung, Spannung, Spannung!
Ein weiterer Pluspunkt der MLS: Es ist eine der ausgeglichensten Ligen der Welt. Kein Team ragt extrem heraus oder ist gar Serienmeister wie es in Europa die Regel ist. Jeder kann gewinnen, selbst dominante Mannschaften können im Play-Off-Finale an einem schlechten Tag unterliegen. Es gibt Teams, die besonders viele Talente haben (wie zum Beispiel Philadelphia oder Atlanta United), andere die auf große Namen Wert legen (Inter Miami, LA Galaxy), es gibt packende Regionalderbys wie die der kalifornischen Mannschaften LA Galaxy, LA Football Club und Earthquakes, und die Struktur der Liga ist interessant und einzigartig.
Die 34 Teams werden in zwei regionale Ligen eingeteilt, Eastern und Western Divison. Es sind getrennte Tabellensysteme, und dennoch gibt es in dem asymmetrischen Spielplan neben den Hin- und Rückspielen gegen jeden Gegner der Ost- oder Westliga auch 5-6 Spiel gegen Teams der anderen Divison – das sorgt für extrem viel Abwechslung. Der Sieger der Eastern oder Western Division hat schon einen Titel errungen – in den Play Offs muss er sich aber den Teams der Plätze 2-7 noch stellen.
Jugend und Talente sind Trumpf
Viele Möglichkeiten bietet das Scouting-System: Die USA sind – wie auch in der Realität – ein Pool von jungen Talenten, die sich anders als in Europa noch ohne Druck, sofort Ergebnisse auf höchstem Niveau liefern zu müssen, schnell entwickeln können. Da die meisten Teams im Stärkegrad zwischen 65 und 72 pendeln, können hoffungsvolle Talente mit Werten von 60 plus und gutem Potenzial sofort in den Stammbetrieb wechseln und sich in Ruhe entfalten.
Wer geschickt scoutet und verhandelt, kann auch Talente aus Europa von den großen Clubs abwerben. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass die Top-Spieler und auch so manches Supertalent nicht in den USA spielen wollen – weil das Renommee der Liga nicht mit denen in Europa mithalten kann. Aber das ist eine um so spannendere Herausforderung – und wenn man dann doch mal einen Altstar oder großen Namen bekommt, ist es um so interessanter.
Dickes Minus: Die Champions League fehlt
Neben dem Ligabetrieb gibt es noch den US Open Cup, einen offenen Pokalwettbewerb, in dem alle Teams gegeneinander antreten. Allerdings ist die Zahl der Mannschaften begrenzt, daher setzten die Spiele hier erst spät ein.
Das Vorbereitungsturnier lässt sich ebenfalls so auswählen, dass man gegen die stärkten US-Teams antritt. Doch das ist nur ein schwacher Trost für den größten Minuspunkt: Die Concacaf-Champions-League, für die sich in der Realität der MLS-Meister (Sieger der Play-Off-Finales), die Sieger der beiden Conferences und der US-Open-Cup-Sieger qualifizieren, wird im Spiel nicht abgebildet. Anders als in Südamerika oder Asien, wo es vergleichbare kontinentale Ausscheidungswettbewerbe gibt.
Damit bleibt man mit seinem Team auf nationaler Ebene gefangen und es fehlt die Veredelung bzw. Krönung einer Karriere mit einem Champions-League-Sieg. Und es führt natürlich dazu, dass die Budgets überschaubar bleiben und niemals das Niveau europäischer Spitzenmannschaften erreichen. Durch Verkäufe von hochgezogenen und groß gemachten Talenten kann man allerdings auch viel Geld verdienen und hat so Aktionsspielraum.
Eine Möglichkeit zur Kompensation ist, sich – ggf. per Cheat Engine – zum Nationaltrainer der USA zu machen, dann hat man eine zusätzliche Herausforderung und kann „seine“ Profis dort zur Weltmeisterschaft führen, indem man viel eigene Clubspieler nominiert. Aber das sind eben auch nur wenige Spiele im Jahr. Hier hat EA deutlich Nachbesserungsbedarf.
Ideen für Szenarien Aus dieser Ausgangslage gibt es eine Fülle an möglichen Szenarien. Man kann einen bekannten Spieler als Trainer wählen – entweder indem man sein Ebenbild im Editor beim Spielstart selbst generiert (dazu gibt es viele Youtube-Videos), oder indem man eine Spielerkarriere startet, Ronaldo, Messi oder Timo Werner vor Spielbeginn in ein US-Team setzt, auswählt, zurücktritt und dann auf ein Angebot eines US-Clubs wartet. Ein aus Europa bekanntes Gesicht als Trainer stärkt die Identifikation.
Wahlweise kann man sich die Liga auch spannend editieren, indem man allen Teams einige Starspieler aus Europa hinein transferiert (vor Spielbeginn). Wir haben dies in einer MLS-Karriere gemacht und 5-6 Stars aus Europa in jedes Team gesetzt – und konnte mit meinem jungen Talente-Team (in dem Fall New York Red Bulls) gegen Ronaldo, Buffon oder Rashford antreten. Das passt natürlich zu Miami und LA Galaxy besonders.
Interessant sind die New York Red Bulls wegen ihrer Partnerschaft zu den anderen RB-Clubs. Man kann sie so entweder als hochgezüchtete Konkurrenz und Hassobjekt aufbauen, indem man ihnen einige RB-Spieler von Salzburg oder Leipzig zukommen lässt. Oder man spielt mit ihnen und holt sich Talente wie Adeyemi oder Sorloth – als Partnerschaftsmodell.
Realismus durch Selbstbeschränkung
Wer es besonders realistisch halten will, kann die – in Fifa 21 nicht umgesetzten – Reglementierungen der MLS freiwillig als Auflagen erfüllen: Maximal 8 Spieler dürfen aus dem Ausland kommen (zusätzlich zwei unter 24 Jahren). Es gibt eine Gehaltsobergrenze (Salary Cup) von 4000 Dollar für die Spieler, mit Ausnahme eines besonders wertvollen Stars, die Regelung wurde seinerzeit für David Beckham geschaffen. Der darf bis zu 16 000 Dollar verdienen.
Weiterhin gibt es den Superdraft: Zu Beginn und Ende der Saison werden die besten College-Spieler in einer Art Wettbewerb ausgeschaut. Wer dies abbilden will, kann sich einmal im Jahr vor Saisonbeginn bei den freien Spielern zwischen 16 und 19 Jahren 1-2 Spieler verpflichten. Eine Besonderheit hat EA tatsächlich umgesetzt: Die Liga beginnt im Januar und endet im Spätherbst – und läuft damit quer zum Saisonverlauf in Europa.
Weblinks zum Weiterlesen
Ein Tipp: Um sich zu informieren, gibt es auf www.transfermarkt.de relativ viele aktuelle und spannende Infos zur MLS und jedem einzelnen Verein, inklusive Nachrichten. Das Streamingportal DAZN hat die MLS teils mit im Programm. Auch der Wikipedia-Eintrag zur MLS ist sehr sehr informativ und bietet Weiterverlinkungen zu Texten über die einzelnen Clubs, die alle ausführlich und gleichzeitig kompakt beschrieben werden. Das stärkt die Identifikation mit der Liga und gleicht aus, dass man die meisten Teams bislang nicht gut kennt.