Es ist die ultimative Herausforderung im Fifa 22 Karrieremodus: Sich von der vierten englischen Liga bis zur Champions League zu arbeiten. Nur für England sind im Spiel vier Ligen simuliert, nirgendwo ist der Weg an die Spitze also weiter. Hinzukommt die Größe der Liga EFL League Two, wie sie offiziell heißt: 23 Teams bedeuten 46 Spiele pro Saison, und das gilt auf für darüber liegenden Ligen 3 (EFL League One) und 2 (EFL Championship).
Vor allem die eigene Vereinsgründung (Create A Club) ist mit der vierten Liga perfekt zu machen – denn dort kann man mit einem 0,5-Sterne Verein und Jugendspielern gleich durchstarten.
Besonderheit in England: drei Pokalwettbewerbe
Im englischen Fußball gibt es zudem drei Pokale: Neben dem FA-Cup, der mit dem deutschen DFB-Pokal vergleichbar ist, gibt es den EFL-Cup, seit 2016 Carabao-Cup, in dem sich ebenfalls große und kleine Clubs mischen. Der Carabao-Cup ist auf die 92 Teams der EFL und der Premier League beschränkt, der FA Cup bietet auch Amateurvereinen Startrecht.
In den unteren beiden Ligen und für Amateurvereine (gibt es nicht in Fifa) wird zudem noch die EFL-Trophy ausgefochten – die jeweils nach dem Sponsor benannt wird, aktuell Checkatrade Trophy mit einem Gruppensystem und KO-Runden bis zum Elfmeterschießen. Dadurch gibt es eine Fülle an Spielen, so dass im Kader besser jede Position doppelt besetzt ist – sonst droht Überlastung.
Atmosphäre und Authentizität
Dennoch überzeugt die unterste Liga wie auch die folgenden EFL League One und die EFL Championship (zweite Liga) durch stimmungsvolle Atmosphäre. Die Mini-Stadien haben ihren Charme, wenn die Spieler an Häuserfronten vorbei quasi von der Straße ins Stadion einlaufen. Zudem haben alle englischen Viertligaclubs eine reichhaltige Geschichte, die sich ausführlich aufbereitet in Wikipedia nachlesen lässt.
Der Club Forest Green zum Beispiel hat ein energieneutrales Stadion und sind einem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet worden. Der Nationalspieler Harry Kane ist Trikotsponsor beim Club Leyton Orient, um seinen ehemaligen Verein in der Corona-Krise zu unterstützen.
Es gibt aus der Premier League tief gefallene Clubs wie Oldham Athletic, die in den 90ern in der obersten Spielklasse waren und jetzt um den Status als Profiteams kämpfen. Und es gibt viele Teams, die aus den Tiefen des Amateursports kommen und am Rande ihrer Leistungsfähigkeit spielen. Alle haben im Spiel Charakter.
Burgerking-Logo als Hit
Ein besonderes Schmankerl ist der FC Stevenage: Er hat als Trikotsponsor die Fastfood-Kette Burgerking. Das war ein genialer Marketingtrick: Werberelevante Reichweite erzielt der Club nicht durch seine Präsenz in der vierten Liga, sondern auf Fifa. Burgerking rief eine Stevenage-Challenge aus – wer Tore mit Stevenage postete, erhielt Gutscheine für die Fastfood-Kette. So kamen 25 000 Fotos zusammen und Stevenage wurde der meistgespielte Club in Fifa.
Englischer Originalkommentar
Wer es besonders authentisch mag, kann den englischen Originalkommentar herunterladen. Das muss am PC über Origin erfolgen, dort auf Spieleinstellungen gehen und die Sprache des Spiels auf Englisch (US) einstellen. Dann lädt das System die Sprachdatei, was ein wenig dauert. Auf der Konsole kann man dies im Hauptmenü einstellen.
Die englischen Kommentatoren Drek Rae, ein langjähriger Reporter bei ESPN, und der die erste weibliche Sprecherin Alex Scott, englische Nationalspielerin, können deutlich mehr Spielernamen sprechen, selbst in der untersten Liga, und haben ausgesprochen unterhaltsame Sprüche („He wants to wipe this moment out of history“). Während Rae oft durchdachte Analysen vorträgt, kann Scott dabei fußballtechnisch besser mithalten als der Ex-Nationalspieler Lee Dixon in Fifa 21.
Ein breiter Kader ist nötig
Deswegen gilt für den Start in der untersten (oder auch der dritten Liga, der EFL League One) eine wichtige Regel: Es müssen viele Spieler bereitstehen, weil es praktisch nur englische Wochen gibt. Selbst wenn man sich entscheidet – wie es in der Realität englische Clubs auch tun – manchen Pokalwettbewerb abzuschreiben und dort eine B- oder C-Elf auflaufen zu lassen, muss man erst einmal genug Spieler dafür haben.
Daher empfiehlt es sich, viele Spieler zu verpflichten und in den Taktikvorlagen eine erste und zweite Elf zu nominieren, und diese im Wechsel spielen zu lassen. Einen Vorteil hat der dichte Terminkalender aber auch: Die Spieler entwickeln sich schneller und haben hohe Bissigkeit, weil sie praktisch ständig in der Praxis sind. Das ermöglicht, auch die B-Mannschaft und junge Spieler schnell zu entwickeln.
Grundsätzlich gilt: Auf die Liga konzentrieren, der Aufstieg ist entscheidend und wichtiger als eine EFL-Tropy, die kaum Geld und nur wenig Prestige gibt. FA- und Carabao-Cup sind als Viertligist ohnehin nicht zu gewinnen, weil man spätestens ab dem Achtelfinale auf die Topteams trifft – sie kann man als Kür für die Galerie betrachten und Harry Kane oder Harry Maguire live bewundern.
Geld ist absolute Mangelware
Von Transferbudget zu sprechen, wäre schon eine Übertreibung. Mansfield Town hat mit 1,9 Millionen Euro den höchsten Etat. Der schwächste Club der vierten Liga, Harrogate Town, hat nur 1,05 Millionen Euro. Damit sind keine großen Sprünge zu machen. Vielleicht bietet das Vorbereitungsturnier die Chance, 1 Mio Euro extra zu bekommen, also unbedingt selbst spielen und das Maximum herausholen.
Große Investitionen sind damit trotzdem nicht möglich, daher sollte man lieber gute Jugendscouts verpflichten und darauf setzen, die eigenen Spieler aufzubauen. Also alte Spieler über 26 Jahre ohne großes Potenzial verkaufen und junge Talente mit Potenzial holen.
Allerdings gibt es auch hier Hürden: Supertalente wie Curtis Jones (FC Liverpool), Dujon Sterling (Blackburn Rovers) oder Harvey Elliot (FC Chelsea) kann man bei strengen Transfereinstellungen nicht verpflichten, weil die vierte Liga für sie keine Perspektive ist.
In unser Liste mit den besten englischen Talenten gibt es am Ende eine Sektion mit Talenten unter 1 Mio Euro mit viel Potenzial, dort finden sich auch für Viertligisten hoffnungsvolle Jungspieler. Unser Tipp: Ricky-Jade Jones und Joe Gelhardt, die über mehrere Saisons hinweg zu absoluten Topstürmern reifen können.
Freie Spieler rekrutieren
Je nachdem, wie schwierig man sich das Spiel selbst gestalten will: Wenn man dem Rücken zur Wand steht, hilft der eine oder andere Freie Spieler. Gutes Scouting ist nötig und ein glückliches Händchen. Gerade zum Saisonbeginn (ab der zweiten Spielzeit) finden sich da Schnäppchen von nicht verlängerten Spielerverträgen. Oder es finden sich ReGens von Topstars.
Steigern die Freien Spieler im Verein ihre Werte, kann man sie mit Gewinn weiterverkaufen. Oder als starke Teammitglieder für den Aufstieg behalten. Ansonsten ist man gezwungen, gut zu haushalten: Spieler mit Ablösesummen oder auslaufenden Verträgen günstig erwerben, andere verkaufen, um sich finanzielle Spielräume zu erschließen.
Jugendakademie pflegen
Mehr als bei großen Teams in oberen Ligen ist ein intensives Beschäftigen mit der Jugendakademie Pflicht. Hat man die Champions- oder Ultimate-Edition von Fifa 21 erworben, ist dort bereits vom Start weg ein Talent mit Weltklassepotenzial, der sofort hochgezogen werden kann. In der vierten Liga ist das dann ein 70er-Spieler, weil dies unrealistisch wäre, aber er hat Potenzial bis 94, sollte also unbedingt hochgezogen werden.
Auch bei den anderen Spielern mit Potenzial über 85 lohnt es sich, sie auf gute Werte zu trainieren und ggf. ihre Positionen zu ändern, diese zu Profis zu befördern und anstelle der Altprofis des Kaders spielen zu lassen – sie werden sich allein durch die Spielpraxis schnell verbessern und sind auf diesem Niveau ohnehin fast so stark wie die Stammspieler.
Ein wichtiger Tipp: Scouting in Schottland lohnt sich. Unserer Erfahrung nach finden die Scouts dort überdurchschnittlich oft hochtalentierte Spieler über 1 Mio Marktwert, die sofort ins Stammteam wechseln können.
Defensivstrategie als Erfolg
Auch wenn es in der vierten Liga rumpelt, das Spieltempo langsam ist und mancher Ball schauderhaft als Bananenflanke endet, der doch als strammer Torschuss geplant ist: Man sollte die Stärke der Gegner nicht unterschätzen. Die meisten Teams mauern, bauen Doppel-Viererketten oder gar Fünferketten auf und kontern schnell nach vorne. Da läuft man schnell in bittere Niederlagen rein.
Daher ist ein möglicher Weg, selbst auf Defensivstrategien zu setzen, die Außenverteidiger hinten zu lassen und die ZDM- oder ZM-Spieler in die Verteidigung absinken zu lassen. Vor allem für die schwächeren Teams der Liga ist das anfangs ein Erfolgsrezept.
Ausdauer ist gefragt
Es benötigt einen langen Atem und viel Zeit, sich aus der vierten Liga hochzuarbeiten. Aber in keiner anderen Liga kann man ein Team über viele Jahre systematisch aufbauen und sich entwickeln lassen, weil Talente mit 60er-Werten hier sofort Stammspieler werden und ihr Potenzial entfalten bzw. übertreffen können.
So hat man eine gute Chance, mit vielen Spielern der ersten Startformation aus der Saison 2020/21 in 5-6 Jahren auch in der Champions League zu spielen, was die Identifikation mit dem eigenen Verein enorm erhöht. Allein wenn die über Jahre bekannten Spieler statt auf Rumpelplätzen plötzlich im edlen Setting der Premier League auflaufen, ist das ein einzigartiges Erlebnis.
Szenarien für Liga 4
Zwangsabstieg
Ein Top Club aus der Premier League muss wegen Überschuldung und Lizenzentzug zwangsabsteigen, seine wichtigsten Stars werden verkauft, dafür englische, walisische oder schottische Talente verpflichtet, um den Wiederaufstieg langfristig zu schaffen.
Dazu vor Start der Karriere die Top-Spieler zu anderen Clubs transferieren – dazu im Hauptmenü auf Anpassen gehen und dann Transfers – dort lässt sich jeder Spieler beliebig verschieben. Dann kann man vielversprechende Talente im 60er-Gesamtstärkebereich zum eigenen Club rüberschieben. Funktioniert im Spiel nicht mehr, weil – wie erwähnt – die Top-Talente nicht freiwillig in die vierte Liga wechseln.
Extreme Herausforderung
Wer die schwerste denkbare Aufgabe in Fifa haben möchte: Wählt den schwächsten Club (Harrogate Town), verzichtet auf die Rekrutierung freier Spieler, deaktiviert das erste Transferfenster, Verhandlungen auf streng, kein Extrabudget, Scouting nur in England. Es wird eine Weile dauern, bis man sich wenigstens in Liga 3 hochgearbeitet hat …
Seniorenclub
Anstatt auf junge Talente zu setzen, kann man auch versuchen, mit Spielern 30 Plus auf Leihbasis oder günstigen Kauf nach oben zu kommen. Erfordert gutes Mikromanagement mit Verträgen, Ablösesummen und auslaufenden Verträgen. Spieler müssen oft ausgetauscht werden. Dazu 1-2 Talente heranziehen, die bis nach oben mitgehen – zur besseren Identifikation.
Wayne Rooney als Trainer
Da die Namen und Vereine in den unteren Ligen für die meisten böhmische Dörfer sind, kann man sich selbst einen Identifikationsanker schaffen: Startet eine Karriere mit einem bekannten Gesicht, also Wayne Rooney oder Harry Kane als Trainer, die auf ihrer ersten Station die Herausforderung in der unteren Liga suchen. Das ist auch ein Anlass für coole Managerstories …