PREMIUM Mit welcher Taktik spiele ich Atletico Madrid? Welche Spieler sollte man verkaufen und wen unbedingt holen? Dazu einige Szenarien.
Atletico Madrid ist eine Mannschaft, die oft im Schatten des großen Stadtrivalen Real Madrid stand. Die Person des legendären Präsidenten Jesus Gil, der seit 1987 als Hauptaktionär und damit “unabwählbarer” Präsident bis zum Alter von 70 Jahren amtierte, prägt bis heute den Verein – seine Familie hält 52 Prozent der Anteile und sein Freund Enrique Cerez führt bis heute die AG als Präsident.
In seiner lange Geschichte hatte Atletico Madrid bereits in den 40er- und 50er-Jahren erfolgreiche Phasen mit nationalen Meisterschaften. Schon Ende der 50er Jahre wurde eine Starmannschaft rund um den brasilianischen Nationalspieler Edval Izidio Neto aufgebaut. Ein großer Erfolg war 1962 der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger und die Meisterschaft 1966. Unter dem Trainer Marcel Domingo begann eine neue Ära mit spanischen Meisterschaften 1970, 1973 und 1977, ein Europapokalfinale wurde jedoch gegen den FC Bayern München verloren.
Ära Gil bringt große Namen und Erfolge, aber auch den Abstieg
Nach relativ erfolglosen 80er-Jahren kam nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Vincente Calderon und mit der Wahl von Jesus Gil zum neuen Präsidenten 1987 ein Umbruch in die Mannschaft, bekannte Spieler wie Baltazar, Bernd Schuster oder Gerhard Rodax wurden verpflichtet, 1992 wurde die die Lizenzspielerabteilung ausgegliedert. So gelangen zahlreiche Pokalsiege und schließlich 1996 eine erneute Meisterschaft. Im Europapokal blieben große Erfolge jedoch aus.
Schließlich erfolge 1999 sogar der Abstieg in die zweite Liga, die Verpflichtung von zwei italienischen Trainern hatte sich als Sackgasse erweisen. In der ersten Zweitligasaison statt sogar ein erneuter Abstieg im Raum, erst im zweiten Jahr konnte man in die erste spanische Liga zurückkehren. 2002/03 wurde der 100. Geburtstag des Vereins gefeiert und Gil Jesus trat zurück, es gab einige Turbulenzen im Vorstand.
Wechselnde Trainer ohne Erfolg bis 2010, Ära Simeone
Die Nullerjahre liefen oft nach folgendem Muster ab: Ein bekannter Startrainer kam mit vielen neuen Spielern, doch der Erfolg blieb aus. Im Jahr 2010 konnte erstmals nach 50 Jahren wieder ein Europacupfinale gewonnen werden, Atletico gewann die Europa League. Doch der Erfolg war nicht von Dauer.
Mit dem Trainer Diego Simeone begann eine bis heute andauernde Ära, die immer wieder Erfolge mit sich brachte. So wurde die Europa League 2012 und 2018 erneut gewonnen, 2014 wurde Atletico spanischer Meister am letzten Spieltag durch ein 1:1 gegen den FC Barcelona. Das Finale der Champions League ging aber verloren – gegen Real Madrid.
Atmosphäre und Stadion
Das Wanda Metropolitano ist ein riesiges Stadion, das in Fifa mit großartiger Atmosphäre und sehr individuell animiert wurde. Mit martialischer Einlaufmusik und Torhymnen gelingt einen ganz eigene Stimmung in dem Stadion. Die Reporter haben eine ganze Reihe von Sätzen auf Lager, die auf die jüngere Geschichte des Vereins eingehen – und natürlich ist Diego Simeone animiert, wenn man auf Atletico als Gegner trifft. Insgesamt ein dichtes Paket Authentizität.
Vorstandserwartungen und Budget
Zumindest in der jüngeren Vergangenheit zeichnet sich Atletico durch eine starke Treue zum Trainer aus. Allerdings erwartet der Vorstand die nationale Meisterschaft, den Pokal und zumindest das Finale der Champions League als Minimalziele. Diese Erfolge sind wichtiger als solide Finanzen oder Nachwuchsarbeit, viel wichtiger.
Dennoch gibt es einen detaillierten Plan: 4 Nachwuchsspieler aus der Jugendakademie müssen aus allen vier Mannschaftsteilen verpflichtet werden. Für die Markenpräsenz soll ein weltbester Spieler mit über 82 GES geholt werden. Was angesichts des Budgets von 68,37 Mio Euro nicht ganz einfach werden wird.
Der Kader
Die defensive Grundausrichtung des Teams schlägt sich auch im Kader nieder. An Abwehrspielern mangelt es nicht. Alleine sieben Innenverteidiger stehen unter Vertrag. Der größte Trumpf ist der Torhüter Jan Oblak, der 27-jährige Slowene ist in Fifa weiterhin das Maß aller Dinge. Nicht nur wegen seiner 91er-Gesamtstärke – er hat einfach die besten Reflexe und ist im tatsächlichen Gameplay für die meisten Stürmer fast unüberwindlich – wer gegen ihn schon gespielt hat, kennt die Verzweiflung.
Weitere Prunkstücke der Defensive sind Renan Lodi, Mario Hermoso und Felipe, der trotz seiner 31 Jahre unverzichtbar ist. Dazu noch Sime Vrsalko und Kieran Trippier, allesamt über 80 GES. Egal in welcher Formation spielt, hinten wird Beton angerührt, spanischer Catenaccio. Unbedingt gekauft werden sollte der Leihspieler Lucas Torreira, der viel Potenzial hat und sich gut steuern lässt.
Im Mittelfeld verfügt Atletico mit Koke über einen überragenden Pässeverteiler, dazu kommt ebenso unverzichtbar Thomas Lemar. Für die Flügel empfiehlt sich Angel Correa, und im Sturm verfügt man über reichlich Qualität: Superstar Luiz Suarez ist zwar mit 33 nicht mehr der schnellste, aber kann sich mit Technik und Genie durch Abwehrreihen schlängeln. Das Tempo bringt Joao Felix mit, der Jungstürmer ist Dreh- und Angelpunkt der Offensive, dahinter lauert Moussa Dembelé, der jedoch in Sachen Torgefährlichkeit deutlich abfällt.
Wen sollte man verkaufen?
Der dritte Torhüter Miguel San Roman wird sich niemals hinter Oblak und dem hochtalentierten Ivo Grbic durchsetzen und kann abgegeben werden. Bei den Innenverteidigern ist Stefan Savic zwar mit GES 83 ein starker Spieler, angesichts der Qualitätshäufung in diesem Mannschaftsteil aber em ehesten verzichtbar und gibt noch eine ordentliche Ablösesumme, um andere Mannschaftsteile zu verstärken, etwa den dünn besetzten Sturm. Der junge Innenverteidiger Alvaro Garcia hat zwei linke Füße und kann woanders weiter dilettieren, das gleiche gilt für Toni Moya (22).
Im Mittelfeld hat Hector Herreira seinen Zenit überschritten und wird auch je nach Aufstellung schlicht nicht mehr benötigt, auch Geoffry Kondobinga ist mit seinen 27 Jahren allenfalls ein Ergänzungsspieler und wird sich kaum noch entwickeln. Auch der ausgeliehene Ibrahim Diabate darf gerne zurück zu seinem Heimatclub.
Transfervorschläge
Am wichtigsten sind Ergänzungen bei Sturm – Luis Suarez ist schon im gesetzten Alter, und Moussa Dembelé nur ausgeliehen. Man kann ihn vom Leih- zum Stammspieler machen durch kauf, doch ist sein Potenzial begrenzt.
Für den Sturm ist der 20-jährige Schwede Alexander Isak eine Verstärkung, die sofort hilft und viel Potenzial nach oben hat. Oder Nicolas Gonzalez vom VfB Stuttgart. Als Perspektivstürmer passt der 17-jährige Tscheche Adam Hlozek von Spartak Prag gut in die Angriffsformation, alternativ auch der junge Kanadier Jonathan David von OSC Lille. Bleibt man in Spanien, ist der Jungstar Feran Torres geeignet, neben Suarez und Felix zu stürmen, oder für die Zukunft Raol Moro von Lazio Rom, der junge Spieler hat enormes Entwicklungspotenzial.
Im Mittelfeld empfehlen wir, das Top-Talent Pedri vom FC Barcelona abzuwerben, für den linken Flügel kann Goncalo Guedes vom Ligakonkurrenten FC Sevilla eine große Verstärkung sein. Ins zentrale Mittefeld passt der 17-jährige Eduardo Camavinga vom französischen Traditionsverein Stade Rennes gut. Auch der Franzose Housem Aouar fügt sich gut an dieser Stell ein, für den rechten Flügel ist Mason Greenwood ein guter Tipp. Aus Spanien wäre Cucurella vom FC Getafe die ideale Ergänzung.
In der Abwehr kann auf der rechten Flanke Emerson vom Ligamitbewerber Real Betis Sevilla ebenso wie perspektivisch Sergino Dest vom FC Barcelona verpflichtet werden. Der Leipziger Daout Upamecano passt ebenso wie Ozan Kabak vom FC Arsenal ins Portfeuille. Als Talente eignen sich der 17-jährige Tanguy Nianzou vom FC Bayern München aufgrund seiner Beweglichkeit. Spanische Spieler: Alex Centelles von UD Almeria ist ein Geheimtipp – allerdings ist das Land keines mit vielen Verteidigertalenten.
Eine Liste der besten Talente aus Spanien findet ihr hier.
Aufstellung und Strategie
Wir haben lange herumgetüftelt, um ein für Atletico Madrid passendes System zu finden. Das voreingestellte 3-1-4-2-System ist vor allem für Anhänger der Mauertaktik ideal – wenn man perfekt verteidigen kann und mit der Dreierkette die Sturmläufe der Gegner abfängt, um dann zu schnellen Kontern abzusetzen. Für alle anderen Spieler ist es extrem schwer, damit Torchancen zu generieren.
Etwas besser hat das 4-1-3-2-System im Dauertest funktioniert – weil durch zwei Stürmer vorne generell mehr Torgefahr durch Überzahlspiel ausgeht und das Flügelspiel besser besetzt ist. Allerdings tun sich hier gravierende Lücken im Mittelfeld auf, trotz der individuellen Qualität der dort vorhandenen Spieler überlässt man so über weite Stecken dem Gegner das Feld. Am besten sind wir mit dem 4-2-2-2-System gefahren, mit Vierer-Abwehrkette und zwei Flügelläufern.
Die Taktik heißt Jan Oblak. Der fest Fifa-Torhüter fischt noch die härtesten Schüsse aus den absurdesten Winkeln heraus, wenn die Abwehr schon geschlagen ist. So reicht manchmal auch ein Torschuss, um das Spiel zu gewinnen. Aus dem Mittelfeld kommen selten gute Pässe, die Flügelläufer können aber auch nicht allzu gefährliche Flanken abliefern. So heißt die Taktik auch Joao Felix – irgendwie trifft er vorne dann doch.
Szenarien für Atletico Madrid
Ewig im Schatten von Real Madrid stehen? Das zu überwinden ist sicher die reizvollste Aufgabe, wenn man mit Atletico spielt. Allein das ist eine Herausforderung, weil der Stadtrivale deutlich stärker ist und viel mehr Titel aufzuweisen hat. Allerdings dürfte durch das dynamische Potenzial und den Vorteil, den man als Selbstspieler gegenüber der CPU hat, die Herausforderung nach zwei oder drei Saisons überschaubar bleiben.
Deswegen bietet sich ein Zwangsabstieg in die zweite spanische Liga an – mit dem Verkauf einiger Schlüsselspieler, damit das Team nicht zu stark wird. Die Mannschaft kann mit spanischen Talenten aufgefüllt werden – so dauert es ziemlich lange, bis man mit Real Madrid wieder auf Augenhöhe kommt. Eine entschärfte Version, die weniger Zeit in Anspruch nimmt, ist lediglich der Verkauf von wichtigen Spielern beim Verbleib in der LaLiga.
Und natürlich ist Atletico Madrid auch ein perfekter Kandidat für Superliga-Projekte. Die klassische Superliga mit den Top-Teams aus Europa ist so stark, dass Atletico ganz schön zu kämpfen haben wird. Selbst in der zweiten Superliga sind dann noch so starke Teams, dass der Aufstieg nicht garantiert ist. Und bis zur europäischen Krone, dem Titel der Superliga und Champions-League-Sieg vergeht einige Zeit.
Atletico kann aber auch perfekt Teil einer Liga aus spanischsprachigen Vereinen sein. Und natürlich kann man den Verein in die Bundesliga oder Premier League setzen und schauen, wie er dort zurecht kommt.