PREMIUM: Fiktive Karrierestory mit Jürgen Klinsmann! Er war ein Jahrhundertspieler, Welt- und Europameister, hat die deutsche Nationalmannschaft 2006 wiederauferstehen lassen, war Trainer des FC Bayern und des US-Nationalteams.
Zuletzt hatte er einen glücklosen Kurzauftritt beim Hertha BSC Berlin. Jetzt hat Jürgen Klinsmann eine völlig neue Mission: Er soll die Red Bulls New York mit den besten Talenten des US-Fußballs zum Meister der Major League Soccer (MLS) führen – und die Nationalmannschaft der USA zum WM-Titel. „Wir machen den Fußball in New York und den USA Great Again“, sagt Klinsmann bei der Pressekonferenz des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull, in der er vorgestellt wird. Dem Unternehmen gehört seit 2006 der Verein, der früher als New York Metro Stars bekannt war und 1995 Gründungsmitglied der MLS war.
Sechs mal konnte New York die Eastern Conferenz, die Ostliga der USA, gewinnen, nur 2008 erreichte man das Play-Off-Finale und scheiterte dort. „Wir knüpfen an die Tradition von New York Cosmos an“, sagt Klinsmann auch. Dieser 1985 aufgelöste Verein machte mit Weltstars wie Pele und Beckenbauer Fußball in den USA populär.
Die Major League Soccer wird populär
Der Neustart von Jürgen Klinsmann in New York fällt in eine Zeit des dramatischen Umbruchs in der MLS. Die 1996 gegründete Liga wird durch Investoren nahezu überrannt, die US-Milliardäre wollen „Soccer“ endlich zum Durchbruch verhelfen. Große Vereine wie DC United, Toronto FC oder LA Galaxy bekommen neue Eigentümer oder die aktuellen investieren. So kommt es zu einem wahren Exodus von Topspielern aus Europa – die ganz großen Namen werden gehandelt, anders als bisher nicht nur die jenseits der 30. So konnte etwa der New York FC, die Konkurrenz zu den Red Bulls, durch die existierende Partnerschaft zu Manchester City Kevin de Breune oder Gabriel Jesus verpflichten. Diese Transfers lösen Folgeeffekte aus, die manchen staunen lassen.
Interessante Transfers sind etwa der von Neymar zum Toronto FC, wo der österreichisch-kanadische Milliardär Frank Stronach einsteigt und das große Rad drehen will. Bei Inter Miami lässt der Eigentümer David Beckham Verbindungen zu seinen alten Clubs Manchester United und holt etwa Vinicius Junior, Valverde oder Erling Haaland. Bei New England Revolution setzt der Eigentümer Robert K. Kraft auf deutsche Spieler wie Aubumeyang, Hummels und Reus. DC United kann Timo Werner, Kai Havertz und Virgil van Dijk verpflichten, Impact Montreal Harry Kane und Mbape.
In der Western Conference setzt LA Galaxy auf Cristiano Ronaldo, Buffon oder de Light, Sporting KC holt Roberto Firmino und Torwart Ederson, der LAFC holt Benzema, de Jong und Dembele – so hat fast jeder US-Club am Ende 5-6 gute Spieler aus Europa. Das macht die Liga attraktiv und sorgt für weltweites Medieninteresse, wird aber auch kritisch gesehen. Die MLS reagiert mit einer Verschärfung der Ausländerregel, um US-Spieler weiter zu fördern, künftig dürfen nur noch 5 statt 8 Ausländer in den Teams auflaufen. Bestehende Transfers bleiben jedoch erlaubt.
Klinsmann geht einen anderen Weg
Die Red Bulls New York wollen unter Jürgen Klinsmann einen anderen Weg gehen – einen, der in Europa mit Salzburg und Leipzig bewährt ist: Heimische Talente fördern und mit Nachwuchsarbeit eigene Stars generieren. Klinsmann ist auf einer Welttour unterwegs gewesen, um hoffnungsvolle Nachwuchsspieler für seinen neuen Club zu gewinnen.
Junger Talentschuppen: So wurden etwa Giovanni Reyna (Borussia Dortmund), Weston McKennie (Juventus Turin), Timothy Weah (OSC Lille), Josh Sergant (Werder Bremen) oder Chris Richards (FC Bayern II) verpflichtet – und als einzigen echten Star Christian Pulisic vom FC Chelsea. Dazu Sergino Dest (FC Barcelona), Antonee Robinson (FC Fulham), Brendan Aaronson (Philadelphia Union), Jesus Ferreira (Dallas FC), Cameron Carter-Vickers (Bournemouth) und Yunus Musa (FC Valencia).
Über die Kooperation mit den Red-Bull-Partnervereinen kam Karim Adeyemi von Red Bull Salzburg ins Team.
Talente aus den USA und Kanada
„Wir wollen mit dem bestehenden Team und den jungen Talenten einen nachhaltigen Weg gehen – auch wenn das anfangs schwierig wird“, sagt Klinsmann. Gerade weil die MLS von ausländischen Spielern überflutet werde, müsse man einen Kontrapunkt setzen. Die Ausländerregel soll für RB New York noch freiwillig verschärft werden: Von den 5 Plätzen sollen nur zwei für Ausländer genutzt werden, vorwiegend von anderen RB-Vereinen, zwei für ausländische Nachwuchstalente aus der Jugendakademie.
Jonathan Klinsmann im Tor
Ein besonderes Schmankerl: Jürgen Klinsmanns Sohn Jonathan wurde – schon vor der Anwerbung des Trainers – von LA Galaxy als Torwart verpflichtet und soll sich dort als großes Talent entwickeln. „Vater-Sohn-Konflikte gibt es bei uns nicht“, sagen beide, „wir gehen damit professionell um.“ Kritik gibt es dennoch, als Klinsmann Junior im Vorbereitungsturnier im Tor steht anstelle des Stammtorwarts – und auch mit 62-er Stärke für die Nationalmannschaft nominiert wird.
Nationaltrainer der USA
Klinsmann wird nämlich nochin Doppelfunktion noch Nationaltrainer der USA, so der Plan – um die amerikanischen Talente nicht nur in New York zu fördern, sondern auch in der Nationalmannschaft reifen zu lassen. Weltmeister USA – das klingt vermessen, doch Klinsmann denkt ja gerne groß. Der Verband wäre schon mit der Qualifikation zur WM zufrieden – und hofft, dass Klinsmann in der Doppelrolle den US-Nachwuchsspielern Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet.