Ein gutes halbes Jahr im Fifa 22 Karrieremodus ist rum – und noch ein halbes Jahr bis zu Fifa 23. Zeit, Bilanz zu ziehen: Was ist gut an der neusten Ausgabe von Fifa 22, was ist schlecht? Und was sollte für Fifa 23 unbedingt noch besser werden?
Fangen wir mit dem Positiven an im Karrieremodus: Create A Club, die Möglichkeit, den eigenen Verein zu erschaffen. Damit verbunden: das Stadion wechseln bei Vereinen, die kein Originalstadion im Spiel haben. Absoluter Pluspunkt! Fast alle haben einen Dorfclub gegründet, einen dritten Mailänder oder Liverpooler Club geschaffen, es gab eine riesige Kreativität, wie ein Blick auf den Fifa 22 Karrieremodus-Server zeigt.
Seit Jahren sicher die entschiedenste Innovation, mit Wappen- und Trikotdesign. Auch wenn es das mit dem Creation Centre schon mal gab, es ist gut umgesetzt und sorgt für enorme Abwechslung in einer längeren Karriere.
Neues Gameplay ist variabler
Die zweite wesentliche Neuerung war das Gameplay, das im Oktober 2021 manchen gestanden Fifa-Spieler fast zur Verzweiflung getrieben hat. Doch EA hat das Spiel dadurch deutlich spannender gemacht – die CPU mache unberechenbare Pässe, Flankenschläge und greift intelligenter an. Auch das Torwartverhalten wurde deutlich besser.
Generell hat sich die Spieltiefe verbessert: Die Spieler bewegen sich individuell, schütteln den Kopf nach Misserfolgen, sinken auf die Knie – es ist ein spannendes Gewusel. Die kleinen Animationen der Spieler sind ein echter Gewinn. Die Gamefaces sind wesentlich realistischer geworden. Ebenso die neue Erfassung einiger Stadien und Trikots. Der Knall beim Treffen des Tors ist schon zur Gewohnheit geworden.
Auch das Training ist deutlich interessanter – einfache Übungen sind schwieriger, schwere etwas lösbarer geworden, und es gab einige neue Übungen wie die Fernschüsse oder schnelle Schüsse aufs Tor.
Neue Statistiken helfen
Die erweiterten Statistiken zur Halbzeit und nach dem Spiel helfen, Fehler zu analysieren und sind ein echtes Plus, inklusive Heatmap und Expected Goals. Die neuen Verhandlungsszenen kennt man inzwischen auch schon aus dem Effeff, während man sich an die aus Fifa 21 kaum noch erinnert …
Nach einigen Hundert Spielstunden ist allerdings auch klar, dass sich Spielzüge und Animationen wiederholen. Vor allem die Kommentare der Reporter haben nur wenig Neuerungen – etwa die neu eingesprochenen Halbzeitanalysen und Kritik an der Mannschaft, wenn sie ins Abseits läuft. Hier wären neue Sprüche dringend angebracht.
Verbesserte Spielerkarriere ist deutlich spannender
Sie wird immernoch relativ selten gespielt – doch die Neuerungen mit einem Belohnungssystem, der Möglichkeit der Einwechslung, neuen Animationen und mehr Realismus in der Spielerkarriere ist ein weiteres Plus von Fifa 22. Und man kann seine Position verändern, das war extrem nervig. Hatte man ein Spielsystem ohne ZOM, war aber auf diese Position eingestellt, kam man schlicht nicht zum Zug.
So weit zum Positiven – aber es gibt auch viel zu bemängeln.
Was uns in Fifa 22 immer noch nervt
Der wohl schlimmste Bug, die fehlenden Trikotnummern und Namen von eigenen Jugendspielern im Team, wurde nach mehreren Monaten Anfang des Jahres endlich behoben. Auch die Spaghettiarme von Jugendspielern gehören der Vergangenheit an. Doch es gibt einige wirklich anstrengende Fehlern, die im Karrieremodus bleiben:
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Die Reporter sprechen andauernd von “Freundschaftsspielen” oder erklären, “auf dem Papier geht es um nichts, aber für die beiden ist das hier mehr als ein Freundschaftsspiel”. Und zwar bei den regulären Ligapartien.
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Der “Spieler des Spiels” am Ende wird oft falsch ausgegeben – wenn die Spieler beim Auslaufen sich abklatschen – dann ist immer ein anderer Spieler aus der Mannschaft im Fokus, nicht der im Schriftzug ausgegebene. Auch hier: Steht auf der Liste der Entwickler.
- Seit vielen Jahren ungelöst: Die Ligen, in denen man nicht spielt, werden nach Ende der Saison mit den Relegationsspielen oft noch einmal völlig durcheinander geworfen
- Die unglaubliche Stärke der CPU in der Schlussphase: oft beklagen Fifa-Spieler, dass der Computer in den letzten Minuten des Spiels noch einmal richtig aufdreht und quasi unverteidigbar noch ein Tor reinmacht. Ist es gescriptet? Oder ist es einfach nur Fußball?
Was muss dringend verbessert werden?
- Generell muss der Karrieremodus dringend überarbeitet werden. Die von Fans seit langem geforderten Features wie Stadionausbau, Stadionumfeld oder Vereinsgelände, wie vom Fußball Manager von EA oder We Are Football bekannt, werden wohl niemals bei EA kommen.
- Was aber noch in Fifa 22 kommen soll, ist Crossplay – also die Möglichkeit, über Plattformen hinweg miteinander zu spielen. Spätestens mit Fifa 23 sollte das Realität werden, und ist vielleicht die Vorstufe für einen richtigen Online-Karrieremodus? Dies gemeinsam zu spielen – wie damals in den Nullerjahren bei Anstoss – wäre ein echtes Plus.
- Grafik und Animation: Ein großer Kritikpunkt war, dass die neue Hypermotion-Technologie nur für neue Konsolen verfügbar ist. Dieser Fehler sollte dringend behoben werden, damit auch PC-Spieler in den Genuss neuer Videosequenzen und noch realistischer Spielerbewegungen kommen.
Fazit: Fifa 22 ist ein gutes Spiel, aber es kann – und muss – noch viel besser werden
Insgesamt spielt sich Fifa 22 wie die Vorgänger gut, bietet viel Langzeitspaß und hat mit Create A Club und vielen kleinen Details an Tiefe und Varianz gewonnen. Dass EA jedes Jahr das Spiel aber lediglich neu auflegt und nicht grundlegend ändert, bleibt ein genereller Kritikpunkt, zumal bei dem stolzen Preis, den die Spieler bezahlen.
Vielleicht erleben wir ja mit Fifa 24 – wenn es denn noch so heißt – möglicherweise eine völlige Revolution. Denn wenn die Partnerschaft mit der Fifa tatsächlich beendet werden sollte, woran wir noch nicht glauben, könnten sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn EA das denn will. Die Hoffnung stirbt zuletzt!