Der FC Chelsea will nach dem Zwangsabstieg im Fifa Karrieremodus wieder nach oben! Doch so einfach ist das nicht in der EFL League Two. „Nein, nein, nein!“ ruft die junge Trainerin Sarah Sol Mikström in der Besprechung in London. Im legendären Wembley-Stadion, in dem Deutschland 1966 durch das Lattentor knapp nicht Weltmeister wurde, hat die Football Association ihren Sitz. Kein geringerer als Prince William, der Thronfolger der englischen Königin, ist der Präsident des Verbandes. Eigentlich ist er nur Repräsentant, doch in zwei Krisen muss er selbst eingreifen.
Er muss sich schon ständig mit Donald Trump herumschlagen, der für seinen neuen Club Exeter City für jedes Spiel ein „Bonustor“ vorgeschlagen hat: Die Partie soll immer schon mit 1:0 für Exeter beginnen. „Alles andere wäre so unfair“, so sein Argument.
Harter Poker um Lewis Baker
Nun aber verhandelt Prince William mit der Trainerin des neu aufgebauten FC Chelsea und dem Präsidenten Frank Lampard. Die FA pocht auf den Verkauf von Lewis Baker (72 Wertung, ZM, 25 Jahre). „Die Sanierung des Vereins macht es erforderlich, noch beträgt der Schuldenberg 250 Millionen Euro“, sagt Wiliam, „auch wenn das bedauerlich für Chelsea ist.“ Doch die Trainerin Sarah Sol Mikström verweist auf eine Vereinbarung mit der FA zum Saisonstart, wonach dem Verein junge, entwicklungsfähige Spieler und ein paar Routiniers verbleiben sollen. „Tut mir Leid“, sagt der Kronprinz, der einen Anruf von Kate empfängt: Söhnchen George hört nicht auf zu Weinen.
Doch Mikström gibt nicht so schnell auf. Als ein Angebot des FC Middelsborough von 3,6 Millionen Euro eintrifft, signalisiert sie zunächst Verhandlungsbereitschaft. Als die Manager des Vereins dann aber in der Chelsea-Zentrale auftauchen, gibt es nur Mineralwasser und trockenes Brot. Freundlich lächelnd verlangt Mikström 13,7 Millionen Euro. Dem Gegenüber gefrieren die Gesichtszüge ein, das Gespräch ist beendet. Erster Angriff abgewehrt, Baker darf bleiben.
Verkauf der Altlasten
Mit den verliehenen Rückkehreren lässt sich allerdings gut Kasse machen: Ross Barkley geht für 20,2 Millionen Euro zu RB Leipzig, Tiemoe Bakayoko für 18,5 Millionen Euro zu Watford, Lucas Piazon für 3 Millionen zu FC Moreirense. Dujan Sterling geht für 3 Millionen Euro zu Real Madrid. Gemäß der Vereinbarung mit der FA darf Mikström ein Angebot von 37,8 Millionen Euro für Reece James ablehnen. Zumindest interpretiert sie das so – und schweigt darüber.
Zoff in der Kabine
Auf dem Platz gefällt das neue Chelsea durch erfrischenden Offensivfußball. Gegen Salford gibt es ein munteres Spiel, das mit 3:2 endet, Gelhardt und Jones treffen voller Spielfreude. Dennoch gibt es Stunk in der Kabine. „Die Abwehr ist so weich wie ein Stück Chester-Käse“, motzt Billy Gilmour. Mit dem Kapitän Mason Mount kommt es zu einem Wortgefecht. „Du trägst immer schlechte Stimmung ins Team“, meint letzter. Es kommt sogar zu einem kleinen Handgemenge – Mount verliert vorübergehend die Kapitänsbinde. Trainerin Mikström hat viel zu tun.
Im Spiel gegen FC Stevenage geht nicht viel zusammen: Das Team mit dem Burgerking-Logo verteidigt kompakt. In der Halbzeitpause beim Stand von 0:0 eskaliert der Streit erneut, der Kapitän Mason Mount hält eine flammende Ansprache: „Entweder wir halten zusammen, oder wir bleiben dauerhaft in Liga 4.“ Mount hatte selbst schlecht gespielt. Dann steht es sogar 0:1 – bis Gelhardt und am Ende Mount selbst 3 Tore schießen. „Schluss jetzt mit dem Theater“, sagt die Trainerin Mikström und verordnet Straftraining für die Querulanten. Reece James erweist sich als Fels in der Brandung: „Ich werde alles tun, damit das Team Erfolg hat.“ Die 37,8 Millionen Euro interessieren ihn nicht.
Mit neuem Schwung und Einigkeit voran
Im Spiel gegen Cambridge United schießt Billy Gilmour sein drittes Saisontor – und schreit seinen ganzen Frust im Jubel heraus. Nach dem Spiel sucht der 19-Jährige bewusst das Gespräch mit der Trainerin Mikström. Er wählt sie selbe Formulierung wie Reece James: „Ich werde alles tun, damit die Mannschaft Erfolg hat. Ich spiele dort, wo sie mich hinsetzen. Mikström schaut ihm fest in die Augen und sagt: „Ich bin mit dir zufrieden, sowohl was die Einstellung als auch was die Leistung angeht. Aber du musst konstanter werden.“
Dann tritt Gilmour vor die Presse und sagt: „Wir sind richtig gut drauf. Und ich bin sicher, dass es so weitergehen wird.“ Der Konflikt ist beigelegt.
Baker muss doch gehen
Zwei Mal hat Sarah Sol Mikström den Verhandlungstrick angewandt, doch als Galatasaray Istanbul 3,6 Millionen Euro auf den Tisch legt, bekommt die FA Wind davon – und sitzt mit am Tisch. Der Deal wird zur nächsten Saison wirksam – vielleicht genug Zeit, die jungen Talente im Mittelfeld aufzubauen, um Baker zu ersetzen. „Ich bedauere den Abgang“, sagt Baker mit traurigen Augen, er hätte das Projekt Chelsea gerne weiter begleitet.
Gegen FC Morecambe trifft der junge Flügelspieler Harvey Elliot mit einem tollen Lauf von rechts kommend. Die Spielfreude ist zurück, Joe Gelhardt trifft ebenfalls. Nach 34 Spieltagen führt Chelsea mit 68 Punkten die Tabelle an, doch es bleibt eng an der Spitze.