Erster Eindruck: Wie spielt sich der Fifa 22 Karrieremodus?

Fifa22

Jetzt haben Fifa 22 und der Karrieremodus das Licht der Welt erblickt – mit EA-Play-Mitgliedschaft kann man schon seit dem 22. September das Spiel ausprobieren, 10 Stunden zur Probe, mit EA-Play Pro sogar unbegrenzt. Wir haben eine Karriere begonnen und einige Spiele absolviert – hier die ersten Eindrücke. Grundsätzlich gilt: Fifa 22 ist de facto ein Update zu Fifa 21, die Grundstruktur des Spiels ist unverändert. Es gibt aber spannende Neuerungen.

Gameplay stark verbessert und verfeinert

Wer die Vorabversion zum ersten Mal aufruft, darf sofort das Champions-League-Finale PSG gegen Chelsea nachspielen, allerdings schon mit den Transfers, also mit Messi und Donnarumma bei Paris Saint-Germain und Lukaku beim FC Chelsea. Schon hier wird deutlich: Das Gameplay hat sich – auch ohne Hypermotion, wir spielen am PC – stark verändert.

  • Torwart: Die Keeper spielen wesentlich besser mit, laufen heraus, reagieren unerwartet. Das hilft dem eigene Team, ärgert aber die Stürmer
  • Spielerbewegungen: Alles wirkt flüssiger und realistischer, die Ballannahme ist weniger statisch, die Zweikämpfe sind nicht mehr starr sondern schön animiert
  • KI und Abläufe: Das Spiel wird variabler. Die KI wählt unterschiedliche Wege in der gleichen Situation, macht Fehler, die eigenen Spieler auch mal. Der Ball knallt beim strammen Schuss öfter mal an die Latte. Das macht das Spiel wesentlich abwechslungsreicher und weniger schematisch.
  • Ballphysik: Der Ball hüpft mehr wie auf einem echten Spielfeld. Kleine Details: Schlägt man den Ball weg oder blockt, landet er nicht immer automatisch beim Gegner. Umgekehrt kann der Gegner nicht aus aussichtsloser Lage beim Blocken den Ball noch elegant zum eigenen Spieler lotsen. Paraden des Torwarts landen nicht immer im Aus.
  • Handling: Die Spieler lassen sich genauer steuern. In Fifa 21 wusste man oft, wie ein Zweikampf in einer bestimmten Situation ausgeht – jetzt kann man elegant am Gegner vorbei dribbeln oder ihm den Ball abnehmen, wenn man geschickt agiert.
  • Akustik: Auch die Geräuschkulisse ändert sich – so gibt es beim Tor öfter einen satten Knall, wenn der Rahmen berührt wird.
  • Statistiken: In den Pausen und nach dem Spiel gibt es Heatmaps für jeden einzelnen Spieler, Statistiken zu Passquoten, Laufwegen und Passwegen in hoher Detailtiefe.

Die Übersicht über die Fifa-22-Spielerwerte hat EA aktualisiert, hier findet ihr sie.

Neue Videoszenen und Dialoge

Drei Szenen wurden komplett neu verfilmt: Der Start einer neuen Karrieren. Was bislang nur als animiertes Standbild in der Zeitung war, ist jetzt ein echtes Vollbild-Video. “Hier präsentieren wir unseren neuen Manager”, sagt eine Stimme, und der neue Trainer läuft in den Raum der Pressekonferenz. Sehr gelungen, das schafft gleich mehr Identifikation.

Weiterhin sind zwei Verhandlungsszenen komplett neu: Der Poker um einen Spieler zwischen Managern und die Vertragsgespräche mit Spielern. In beiden Fällen sind mehr Nebensequenzen eingebaut – das Vereinslogo auf dem Laptop, der Blick auf eine Karte an der Wand oder nervös sich bewegende Hände der Gesprächspartner.

Bewegungen, Gesten sind ganz anders: Bei Vertragsabschluss streckt unser Manager beide Arme zur Seite. Die Akteure grübeln, denken nach, viel mehr Mienenspiel zu sehen. Auch diese Szenen werden uns nur bald allzu bekannt vorkommen, aber es ist eine enorme Abwechslung zu Fifa 21.

Auch beim den Jubelszenen sind uns die eine oder andere neue Sequenz aufgefallen, zu 95 Prozent sind es aber die alten. Für neue Konsolen (PS5 zum Beispiel) gibt es mehr Szenen: Einlaufkinder im Stadion und Videos aus den Katakomben und mehr Jubelszenen.

Die Dialoge der Reporter sind weitgehend die alten, allerdings gibt es eine ganze Reihe von neuen Sprüchen, manches wurde neu eingesprochen. Überarbeitet wurden die Textmenüs in Interviewszenen, hier gibt es erfrischend neue Antwortmöglichkeiten.

Heatmap

Das größte Plus: Einen eigenen Verein erschaffen

Es ist die entscheidende Neuerung: Create A Club, in der deutschen Version “Verein erstellen” genannt. Das Feature wurde von Pro Cubs/FUT übernommen und hat doch einige Feinheiten. Zunächst kann man den Namen wählen, das Kürzel und die Kurzform (erscheint in der Mini-Tabelle in der Zentrale). Zudem einen Rufnamen für die Reporter – es sind die Namen bestehender Vereine wie “Rangers” oder “Rebels” – aber es gibt Dutzende von Möglichkeiten. Dieser Name wird von den Reportern ausgesprochen.

Dann gibt es eine ganze Reihe von Individualisierungen.

  • Trikots: Hier hat man eine schier unübersichtliche Auswahl an Farb- und Formkombinationen. Im Probespiel konnten wir auf Anhieb 10 coole Trikots finden, die uns sehr gefallen haben, die Entscheidung fiel ziemlich schwer. Die drei Grundfarben können gewählt werden. ACHTUNG: Nutzer beichten davon, dass das Trikots erst ab der dritten Saison wieder verändert werden kann.
  • Logos: Beim Vereinswappen ist die Auswahl begrenzter, angesichts vieler möglicher Grundformen gibt es aber ebenfalls viel Auswahl. Die Farbe kann ausgesucht werden.
  • Stadion und Atmosphäre: Das Stadion kann unter den generischen gewählt werden, einmal pro Saison kann man ein anderes nehmen. Farben von Sitzen und Banden, Torsongs und Einlaufhymnen (von bestehenden Vereinen, große Auswahl unter bis zu 60 Hymnen), Rasenmusterung, Tornetzmuster, Torform, Farben, Grünschattierung bis hin zu Football-Linien auf dem Feld – so entsteht ein sehr detailliertes Bild, wobei viele Kleinigkeiten im Spiel kaum auffallen. Etwa sechseckige oder viereckige Tornetzmaschen. Dennoch ein Plus
  • Mannschaft und Vereinsprofil: Die zufällig generierte Mannschaft kann vorausgewählt werden: Alter des Teams, Stärke (von 1 Stern bis 5 Sterne), das Budget (bis zu einer Milliarde Euro), und die Anforderungen des Vorstandes: Jugendarbeit oder lieber kontinentale Erfolge? Finanzsanierung oder schneller Aufbau? Die Nationalität des Teams ist – anders als oft berichtet – nicht beeinflussbar.

Neuer Club

Dann ist es so weit – und es wirkt schon surreal: Das Alter Ego läuft im Video ein, ein Wappen des Dorfclubs der Heimat, dann eine völlig fremde Mannschaft, ein Provinzclub in der dritten deutschen Liga. Ein echtes Abenteuer, das richtig Spaß macht und ein völlig neues Erlebnis im Karrieremodus ist.

Eine Übersicht über neue Ligen und Vereine in Fifa 22 findet ihr hier.

Neuerungen in den Menüs und Training

Auch im normalen Karrieremodus-Ablauf – der im Wesentlichen der alte ist – gibt es keine Änderungen. So kann man den Wochenablauf so einstellen, dass das Training automatisch nach der besten Note simuliert wird – ohne weiteren Tastendruck. Sehr praktisch auf die Dauer. Auch unterbricht die A- oder Passtaste alle Videosequenzen, nicht mehr die X-Taste.

Im Training sind eine ganze Reihe neuer Einheiten dazu gekommen – etwa “Schüsse außerhalb des Strafraums”, andere wurden überarbeitet wie “Harte Schüsse aufs Tor”, wo jetzt öfter Teile des Tors abgedeckt sind. Durch das neue Gameplay sind schwierige Übungen wie “Torwart überwinden” etwas besser zu handeln, wenn man sich Mühe gibt.

Auch neu: Man kann jetzt im Transferübersichts-Fenster auf der Wunschliste auch Scouting einleiten und beenden.

Stadion

Kritik und Negatives

Die Neuerungen machen zusammen mit der neuen Optik (gelbes Titelbild, Mbappe dreidimensional im Hauptmenü), veränderte Menüstrukturen, neuer Musik und Anmutung viel Spaß. Allerdings bleibt trotz dieser Reförmchen das Spiel im Kern ziemlich unverändert, vor allem für PC- und Current-Gen-Konsolenspieler. Die Meister-Jubelfeier, die meisten Torjubler und Zwischensequenzen, die Reporterkommentare, und auch 90 Prozent der Zeitungstexte sind die alten geblieben. Das Spiel wurde vielfach nur neu angestrichen.

Es ist wie bei jedem Fifa-Teil eine Evolution. Hier und dort ein paar kosmetische Korrekturen, doch schon nach wenigen Spielstunden wird man das Gefühl haben, ein Update von Fifa 21 zu spielen – für einen stolzen Preis von bis zu 99 Euro. Das realistische Stadionerlebnis und der reale Kader mit Lizenzen und Logos bleiben das Prunkstück von EA auch in Fifa 22 – doch ruht man sich darauf gerne aus und hat im Karrieremodus – sieht man von der Vereinserstellung ab, die es aber schon mal und in anderen Modi gab – nur minimal etwas geändert.

Was die Lizenzen angeht, kam alles wie zuletzt erwartet: Eine indische Liga mit elf Teams ist mit dabei – ein erster Blick verspricht einiges an Exotic, doch ist man nicht der asiatischen Champions League angegliedert, es gibt also keinen Kontinentalwettbewerb. Sonst keine neuen Ligen und nur wenige neue Teams.

Talk

Fazit: Lohnt sich Fifa 22?

Der erste Eindruck täuscht nicht: Es wird viel Spaß machen, einen eigenen Verein in die Champions League zu führen, und in der Spielerkarriere ändert sich noch mehr. Tatsächlich wurden viele Kleinigkeiten vereinfacht und das Spiel so handhabbarer gemacht, was dafür spricht, dass EA sich auch mal für den Karrieremodus Mühe gegeben hat.

Ja, Fifa 22 lohnt sich,  bei treuen Fans wird es in Teilen Begeisterung aus lösen, Einsteiger finden schnell ins Spiel – und wir haben schon 1001 Ideen für Szenarien im Kopf, die dringend umgesetzt werden müssen! Dennoch würde man sich wünschen, dass mehr Abwechslung kommt: mehr und neue Reporterkommentare, mehr und andere Videosequenzen, vieles wenn nicht fast alles kommt nur allzu bekannt vor. Aber auch das ist wie immer: Man schimpft darüber, aber kauft es sich eben doch wieder und zockt das Spiel bis ultimo.